Wenn Sie sich für nutzbare Pflanzen interessieren, haben wir eine erste Gemeinsamkeit. Die Verwendung von Pflanzen - ob zur Ernährung, zu Heilzwecken, als Repellent oder für den technischen Gebrauch - ist von einem populären Allgemeinwissen zum aussterbenden Spezialwissen einiger weniger, meist älterer Menschen geworden. Eigentlich schade! Die Mensch-Pflanzen-Beziehung ist doch die Grundlage jeder Hochkultur, auch wenn das vielen modernen Menschen nicht mehr bewusst ist. Manche Anthropologen gehen sogar so weit, zu vermuten, dass die Entwicklung der Greifhand (und damit ein evolutionärer Meilenstein in der Entwicklung des Gehirns) durch die Beerntung von kleinen Baumfrüchten bei frühen Primaten ausgelöst wurde. Damit steht die Primaten-Pflanzen-Beziehung vielleicht sogar am Beginn unserer Menschwerdung!Bärlauch

Bis weit ins vorige Jahrhundert hinein war tradiertes Pflanzenwissen in der mitteleuropäischen Bevölkerung weit verbreitet. Dieses Wissen war nicht nur auf den ländlichen Raum beschränkt, selbst in den Ballungsgebieten der großen Städte gab es einen Grundstock an Pflanzenkenntnissen und "Familienrezepten". Den Knofel-Spinat (Bärlauch, Allium ursinum) kannte in den Nachkriegsjahren praktisch jeder gehfähige Wiener, und die Massenbestände des Wienerwaldes waren abschnittsweise leergepflückt. Das Tausenguldenkraut, das Johanniskraut und die Schafgarbe waren schon den Schulkindern bekannt und wurden daher ohne große Bestimmungsprobleme gesammelt.

Heute ist die Tradition der Erfahrungsweitergabe innerhalb der Familie längst verschwunden. Ein gesellschaftlicher Wertewandel und ein völlig anderes Freizeitverhalten haben dazu geführt, dass heute die meisten der 10 bis 20-Jährigen sogar bei der Benennung des Löwenzahns versagen und praktisch keine Baumarten mehr kennen. "Natur obskur" - so lautet ein Buchtitel über das Naturverständnis der heutigen Jugendlichen in Deutschland. Wenn - was anzunehmen ist - viele der dort genannten krassen Fehleinschätzungen auch für Österreich gelten, ist es um die Zukunft des Wissens um den Pflanzengebrauch schlecht bestellt. Der Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts könnte als jener Zeitraum in die Geschichte eingehen, in welchem wir unseren jahrtausendealten Bezug zu den Pflanzen verloren haben.

Diese Seiten wurden erstellt, um hier ein wenig gegenzusteuern. Verwenden Sie diese Seiten als Portal zu einer spannenden Welt der Pflanzenverwendung, mit bunt zusammengetragenen Erfahrungen, Erinnerungen, neuen Erkenntnissen, laufenden Projekten und kritischen Betrachtungen.

 

 

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