Das traditionell in der europäischen Tintenkultur eingesetzte Mittel zur Bildung der farbgebenden Metall-Gerbsäure-Komplexe war Eisenvitriol, das allerdings für Wirbeltiere giftig ist. Die tödliche Dosis wird zwar nur bei direkter Aufnahme durch den Mund verhältnismäßig rasch erreicht, trotzdem ist hier Vorsicht  geboten. Die kritischen Werte (LD50, letale Dosis, bei der 50% der damit kontaminierten Organismen sterben) liegen bei:

        • 319 mg·kg−1 (LD50, Ratte, oral)
        • 680 mg·kg−1 (LD50, Maus, oral)
        • 390 mg·kg−1 (LDLo, Kind, oral)

(Quelle: Wikipedia)

Als Alternative zu Eisenvitriol bietet sich Eisen-Acetat an. Diese Verbindung ist zwar auch leicht toxisch und gilt als reizend nach der EU-Gefahrenstoffkennzeichnung, der Umgang damit ist jedoch wesentlich ungefährlicher als mit Eisen-Vitriol.

 

Das Eisen (II) - Acetat lässt sich leicht selbst herstellen:

Man füllt rostige Nägel, Schrauben oder Drahtreste in ein großes Marmeladen- oder Gurkenglas und übergießt alles mit einem hochkonzentrierten Essig oder einer Essig-Essenz. Nach einigen Stunden ist in der Flüssigkeit eine deutliche Bläschenbildung zu erkennen, und der Essig verfärbt sich schwarz. Nach etwa einer Woche ist der Rost in Eisenacetat umgewandelt, und die Nägel haben wieder eine blanke, metallische Oberfläche. Natürlich kann man auch nichtrostiges Eisen oder Eisenfeilspäne verwenden, allerdings dauert es dann wesentlich länger, bis die Eisen-Ionen aus dem Metallverband gelöst werden. Rost ist in dieser Anwendung ein kostengünstiger und bereitwilliger Helfer. Nach dem Abgießen der Essiglösung können die Nägel und Schrauben in einem offenen Behälter ins Freie gestellt werden, bis sie erneut einen Rostpanzer angesetzt haben und wiederum als Acetatquelle verwendet werden können.  Vor der Weiterverwendung als Eisenlieferant im Tintenherstellungsprozess wird der abgeschüttete Essigüberstand noch durch ein feines Tuch gegossen. Die Eisenacetat-Lösung kann einige Wochen im geschlossenen Gefäß aufbewahrt werden.

Die Verschriftlichung unseres Denkens, unseres Erfahrungswissens und unserer Handlungsabsichten ist wahrscheinlich die nachhaltigste Leistung des Menschen in der Kulturgeschichte. Mit dem Niederschreiben bekommt Gedachtes einen Hauch von Ewigkeit und das Wissen unserer Ahnen ein Archiv. Bis ins 20. Jahrhundert war dabei die Handschrift die wichtigste Form des Anlegens einer Gedanken-Datenbank. Die Handschrift wiederum erzwang ein schnelles Schreibsystem, das mit dem Gedankenfluss mithalten konnte und daher einerseits leichtgewichtig und wendig, andererseits aber sehr dauerhaft sein musste. So kamen rohrartige Schreibwerkzeuge und dunkle Tinten ins Spiel.

Die Herstellung von Tinten ist eine uralte Handwerkstradition, die vor allem im monastischen Bereich gepflegt wurde. Die Klöster als Hort der Gelehrsamkeit und des Schreibens waren die erste wichtige Stütze der Tintenkultur, die Gerichtsbarkeit die andere.

Gute Tinten halten (fast) ewig, und ist die Ostarrichi-Urkunde, eine Schenkungsurkunde mit der ersten urkundlichen Erwähnung Österreichs aus dem Jahr 996, noch immer einwandfrei lesbar.

Die klassischen Dokumenten-Tinten waren Eisen-Gallus-Tinten, also Gerbsäuretinten, die mit Hilfe von Eichengallen hergestellt wurden.

Ein Langzeitprojekt des [[gebrauchspflanzen:büro]]s beschäftigt sich mit der Sammlung alter Tintenrezepte und der Herstellung dieser Schreibflüssigkeiten, auch wenn es europaweit Tendenzen zur Abschaffung der Schreibschrift gibt.

Tintenmachen kann man übrigens lernen: Das LFI Niederösterreich bietet dazu eintägige →Seminare an.