Die Verschriftlichung unseres Denkens, unseres Erfahrungswissens und unserer Handlungsabsichten ist wahrscheinlich die nachhaltigste Leistung des Menschen in der Kulturgeschichte. Mit dem Niederschreiben bekommt Gedachtes einen Hauch von Ewigkeit und das Wissen unserer Ahnen ein Archiv. Bis ins 20. Jahrhundert war dabei die Handschrift die wichtigste Form des Anlegens einer Gedanken-Datenbank. Die Handschrift wiederum erzwang ein schnelles Schreibsystem, das mit dem Gedankenfluss mithalten konnte und daher einerseits leichtgewichtig und wendig, andererseits aber sehr dauerhaft sein musste. So kamen rohrartige Schreibwerkzeuge und dunkle Tinten ins Spiel.

Die Herstellung von Tinten ist eine uralte Handwerkstradition, die vor allem im monastischen Bereich gepflegt wurde. Die Klöster als Hort der Gelehrsamkeit und des Schreibens waren die erste wichtige Stütze der Tintenkultur, die Gerichtsbarkeit die andere.

Gute Tinten halten (fast) ewig, und ist die Ostarrichi-Urkunde, eine Schenkungsurkunde mit der ersten urkundlichen Erwähnung Österreichs aus dem Jahr 996, noch immer einwandfrei lesbar.

Die klassischen Dokumenten-Tinten waren Eisen-Gallus-Tinten, also Gerbsäuretinten, die mit Hilfe von Eichengallen hergestellt wurden.

Ein Langzeitprojekt des [[gebrauchspflanzen:büro]]s beschäftigt sich mit der Sammlung alter Tintenrezepte und der Herstellung dieser Schreibflüssigkeiten, auch wenn es europaweit Tendenzen zur Abschaffung der Schreibschrift gibt.

Tintenmachen kann man übrigens lernen: Das LFI Niederösterreich bietet dazu eintägige →Seminare an.