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Knigskerzenmnch01Angesichts des langgestreckten Blütenstandes der heimischen Königskerzen-Arten drängt sich dem Betrachter die Assoziation mit einer brennenden Fackel regelrecht auf. Besonders in der Vollblüte gibt der alte Volksname "Himmelbrand" ein anschauliches Bild. Der Hümmibrånd, wie er im Niederösterreichischen von alten Leuten noch immer genannt wird, ist eine von alters her vielseitig gebrauchte Pflanze. Neben den volksmedizinischen Nutzungen als Hustentee, auswurfförderndes Mittel und mildes Rheuma-Therapeutikum wurden aus einer besonders großwüchsigen Art, der Pracht-Königskerze (Verbascum speciosum), in Niederösterreich und im Burgenland auch Spazierstöcke hergestellt. Relikte dieser ehemaligen Hausindustrie gibt es heute noch in der Wachau und im niederösterreichischen Wölbling.

Da die typischerweise zweijährig wachsende Art nicht verholzt, ist die Hauptachse des Blütenstandes sehr leicht. Um den kandelaberartigen Blütenstand tragen zu können, hat die Pracht-Königskerze ein komplexes Verbundgewebe entwickelt, das hohe mechanische Festigkeit besitzt und besonders gegen das Knicken bei Seitenbelastung gut schützt. Bei der Verwendung als Spazierstock werden die zunehmende Festigkeit beim Trocknen und das unerwartet geringe Gewicht des Ausgangsmaterials sehr geschätzt. Zur Herstellung von Stöcken werden die Hauptachsen im Herbst möglichst tief in der Rosette abgeschnitten und die Verästelungen im Fruchtstand entfernt. Sodann werden die Stockrohlinge zum Durchtrocknen auf den Dachboden gebracht und einzeln aufgehängt. Die Königskerzen sterben nach erfolgter Fruchtreife ab, weshalb die Ernte nicht zu spät erfolgen darf. Nach September geschnittene Königskerzen verlieren deutlich an Festigkeit.

In der zweiten Junihälfte ist die Blütezeit der Pracht-Königskerze, die mit ihrer Höhe von bis zu 3 Metern eine wirklich imposante Erscheinung ist. Wer sich mehr für die kleinen Dinge im Leben interessiert, kann auf den Blättern und Blütenständen nach den Raupen des Königskerzenmönchs (Shargacucullia verbasci) suchen. Diese Nachtfalterart zählt zu den sogenannten Mönchseulen und ist mit 5 Zentimetern Flügelspannweite eine der größten Arten in dieser Unterfamilie. Die schön gefärbten Raupen können übrigens auch auf Braunwurz oder Sommerflieder gezüchtet werden, falls Sie in Ihrem Garten keine Pracht-Königskerze zur Verfügung haben.