Bastreißen 01Die Gewinnung von Baumbast ist eine uralte, fast vergessene Technik der Volksbotanik, die bei zahlreichen Ethnien rund um den gesamten Globus zu finden ist. Mit dem Verschwinden dieser alten Fertigkeit sind auch die Bezeichnungen für die Basternte aus unserem täglichen Sprachgebrauch verschwunden. So findet sich der Begriff "Bastreißen" nur noch in der alten forstlichen Literatur als Hinweis auf eine forstliche Nebennutzung oder in volkskundlichen Arbeiten des 19. Jahrhunderts. Die Berufsbezeichnung des "Bastschälers" ist ohnehin mit dem Aussterben dieses Berufszweiges obsolet geworden. Das Bastreißen lebt noch in Redewendungen des baltischen Raumes fort, freilich fast nur noch in der Literatur und kaum noch in der Alltagssprache. "Man muss den Bast reißen, solang' er sich löst. Wenn er anbäckt, kann man es nicht mehr." Auch wenn dieses alte litausche Sprichwort noch gelegentlich verwendet wird, den richtigen Zeitpunkt für das Bastreißen kennt fast niemand mehr. So viel sei hier verraten: das Bastreißen beginnt Mitte bis Ende Mai.

Das Maipfeiferl, ein volkstümliches Musikinstrument, das vorwiegend von Kindern gefertigt wurde, ist übrigens ein weiteres Beispiel für den richtigen Zeitpunkt des Rindenlösens. Die Begleitsprüche, die bei der Anfertigung gesprochen wurden, sind als "Bastlösereime" in die volkskundliche Literatur eingegangen. In der Publikation "Die Purpurweide" von Georg Schramayr und Freunden findet sich eine kurze Abhandlung über diese Kinderreime.